Die Grödener Bahn

Erstmals 1906 gab es Vorschläge eine Bahn in das Grödental zu bauen, da die mittlerweile 50 Jahre alte Straße nicht mehr den Anforderungen des deutlich gestiegenen Verkehrs genügte. Nach verschiedenen Vorschlägen, die Bozen oder Brixen zu Ausgangspunkten einer Bahn in das Grödental machen sollten, entschied man sich im Tal für den Bau einer meterspurigen, elektrischen Kleinbahn von Klausen im Eisacktal nach St. Ulrich, dem Hauptort des Grödner Tals.
Der Bau dieser Bahn scheiterte jedoch an der Finanzierung des Projektes. Im Sommer 1914 begann der 1. Weltkrieg durch eine Kriegserklärung Österreichs an Serbien. Hierbei hatte man Italien, das zusammen mit Österreich und dem Deutschen Reich seit 1882 im so genannten "Dreibund" zusammengeschlossen war, nicht konsultiert. Nach anfänglichem neutralen Verhalten trat Italien am 4. Mai 1915 aus dem Dreibund aus und erklärte den ehemaligen Bundesgenossen am 23. Mai 1915 den Krieg. Ziel Italiens dabei war die Aneignung österreichischer Gebiete.
Da die alte Straße von Waidbruck ins Grödner Tal nicht geeignet war, den Nachschub für die österreichischen Truppen an die Dolomitenfront sicherzustellen, beschloß die k.u.k. Heeresleitung kurzfristig den Bau der Jahre zuvor projektierten Schmalspurbahn von Klausen ins Grödner Tal. Schon im September 1915 begann der Bau dieser Strecke, allerdings als dampfbetriebene 760mm Schmalspurbahn. In einer Rekordbauzeit von nur 4 1/2 Monaten konnte die 31 km lange Strecke unter Verwendung russischer Kriegsgefangener provisorisch fertig gestellt werden. Entgegen den früheren Entwürfen hatte man die Bahn teilweise neu trassiert. Die offizielle Eröffnung der Bahn erfolgte am 6. Februar 1916. In den folgenden Monaten konnten dann die Kunstbauten der Strecke endgültig fertig gestellt werden.